Drei Weißstorchjunge wohlauf


Was mit einer Wette um einen Kasten Bier begann, ist nun als beachtlicher Erfolg für die Artenvielfalt in Neuenhagen zu bewerten. „Es ist der erste Brutnachweis von Störchen in der Geschichte der Gemeinde Neuenhagen. In den vergangenen Jahren haben Störche immer wieder die Masten angeflogen, sind aber nie geblieben. Jetzt sind wir einfach happy, dass es geklappt hat, auch wenn die Wette verloren ist“, erklärt Frank Ott, erster stellvertretender Vorsitzender des Naturschutzbund Ortsgruppe Neuenhagen. Vor sieben Jahren hatten der NABU und die Freiwillige Feuerwehr Neuenhagen zwei Masten aufstellen lassen: einen im Gewerbegebiet am Uferschwalbenhügel direkt am Naturschutzgebiet und den anderen neben der Feuerwache in der Lahnsteiner Straße. Da nun der Mast der Feuerwehr zuerst besiedelt und das Nistangebot am Naturschutzgebiet bislang ausgeschlagen wurde, brachte Frank Ott die Wettschulden gleich zur Brutschau am 11. Juni mit in die Lahnsteiner Straße.

Einblicke ins Nest: Die Feuerwehr stellte die Technik für die Vogelschau zur Verfügung 


Mit der neuen Drehleiter der Feuerwehr gelangen bislang einzigartige Einblicke in das Nest der drei Jungstörche. Ott schätzt, dass die Vögel um den 1. Juni – also am Kindertag – geschlüpft sind. Seiner Expertise nach, müssen sie noch 14 Tage durchhalten, um über den Berg der kritischen ersten Tage zu sein. „Die Überlebenschance von zwei Jungtieren liegt bei 60 Prozent, das Dritte hat nur 20 Prozent“, erklärt der NABU-Vorstand. Futter sei aktuell durch die umliegenden Wiesen und das Naturschutzgebiet ausreichend vorhanden. Sollten in den nächsten Wochen heftige Unwetter ausbleiben, sieht Ott gute Chancen, dass die Jungen überleben: „Wenn das Daunengefieder nass wird, dann unterkühlen die Vögel und sterben. Normaler Regen ist kein Problem.“ Doch schon zuvor war der Weg bis zum Eischlupf der Jungen mit Gefahren gespickt, erinnert sich das Neuenhagener Feuerwehr-Urgestein Kai-Uwe Klopsch: „Einen Abend kreisten um den Mast an der Feuerwehr acht Störche. Der Storch, der das Nest schon bezogen hatte, klapperte drohend mit dem Schnabel, um das Nest zu verteidigen.“

Wettschulden mit Freude eingelöst: Frank Ott und Kai-Uwe Klopsch


Diese Hindernisse hat die Storchenfamilie genommen. Die Naturschützer beschäftigt derzeit etwas anderes. Der NABU ist auf der Suche nach einem Vogelberinger, um die wildlebenden Fleischfresser zu markieren und untersuchen zu können. Dies ist jedoch schwierig, da es in Märkisch-Oderland keinen Beringer gibt, so Ott. Dennoch hat der Naturschützer die Zukunft fest im Blick. Ott will Plaketten am Mast anbringen, um das Schlüpfen der Vögel zu dokumentieren. „Wenn der Mast einmal angenommen wurde, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 70 bis 80 Prozent, dass erneut Vögel dort brüten“, zeigt sich der Wettverlierer optimistisch. Im Spreewald würden die Nester sukzessive bis zu zwei Meter Höhe erweitert werden. Das dies auch in Neuenhagen möglich ist, haben die Störche dem im Jahr 2022 verstorbenen Feuerwehr-Kameraden Günter Schloms zu verdanken. Schloms schweißte mit seinem handwerklichen Geschick das bis heute stabile Nestgestell, erinnert sich Frank Ott.

In guter Nachbarschaft: Die Weißstorche haben neben der Rettungswache und dem Hauptstandort der Freiwilligen Feuerwehr ein zentrales Heim gefunden


Wenn die Jungtiere es schaffen, fliegen sie schon Ende August in Richtung Süden. Im Frühjahr kommen die tagaktiven Vögel in die Region des Eischlupfes zurück, da sie auf das Nest geprägt sind. Dann kann es auch zu Kämpfen zwischen Sohn und Vater kommen, so Ott. Vielleicht kommt aber auch eine Storchenkolonie in der Gartenstadt zu Stande, wenn die Tiere den zweiten Mast für sich entdecken.