Neuenhagen hat einen Ehrenbürger mehr. Jürgen Henze wurde am 29. Mai 2024 im Max-Thormann-Saal des historischen Rathauses offiziell zum Ehrenbürger der Gemeinde Neuenhagen bei Berlin ernannt. Der am 24. Dezember 1951 in Bad Suderode geborene Henze war von 2002 bis 2018 Bürgermeister der zweitgrößten Kommune im Landkreis Märkisch-Oderland. Die Verleihung des Ehrenbürgerrechts ist die höchste Auszeichnung der Gemeinde, heißt es in der Ehrensatzung der Kommune. Vor mehr als 80 geladenen Gästen unterschrieb Henze im Ehrenbuch der Gemeinde. Ebenso wurde der Eintrag auf der Ehrentafel neben dem Max-Thormann-Saal enthüllt.
Modernisierung der Verwaltung zugelassen
Laudatorin des Abends war die Journalistin Irina Vogt. In ihrer aktiven Zeit bei der Märkischen Oderzeitung und dem Neuenhagener Echo hatte sie viele Begegnungen mit Jürgen Henze und ihn auch von Berufs wegen begleitet. „Es gibt unzählige öffentliche Beweise dafür, dass Jürgen Henze immer ein Mann ist, der Spaß versteht, der für Überraschungen zu haben ist. Wer wird je vergessen, wie der Bürgermeister als Schirmherr des Seifenkistenrennens, seit 2005 mit der Startnummer 100, und viel Karacho die Rampe herabsauste, dabei sogar mal ein Rad verlor und dennoch gut gelaunt unten ankam“, spielte Vogt auf den Charakter von Henze an. Doch die Laudatorin gab auch Einblicke in die Arbeitsweise von dem neuen Ehrenbürger: „Er ließ die Modernisierung der Verwaltung zu. Den Spruch `Das haben wir schon immer so gemacht`, hörte er gar nicht gern. Als Chef müsse man die Mitarbeiter teilhaben lassen und sich deren Fachwissen zunutze machen. Und vor allem Vertrauen sei wichtig, sagte er, und sein letzter Satz einer jeden Dienstbesprechung lautete jedes Mal - auch, wenn man nicht einer Meinung war: `Was soll ich tun? Welche Tür soll ich öffnen? Welches Gespräch führen, damit wir vorankommen?` Offensichtlich hat es zum Wohl der Gemeinde und seiner Bürger funktioniert.“
Persönliche Strahlkraft ließ auch Neuenhagen strahlen
Bürgermeister Ansgar Scharnke würdigte Henze für seine Verdienste um die Gemeinde: „Jürgen Henze war immer beständig, meinungsstark und damit verbindlich für alle Ebenen des politischen Systems. Inmitten der Bürgermeister und Amtsdirektoren, mit denen man bei verschiedenen Gelegenheiten zu tun bekommt, war er eine Person und damit auch Neuenhagen ein Ort von besonderer Strahlkraft. Neuenhagen ist groß und stark, ja richtig cool und dabei doch immer geleitet von einer überaus professionellen Verwaltung, die in vielem ein Vorreiter für die Nachbarkommunen ist. Diese Strahlkraft der Persönlichkeit Jürgen Henzes reichte bis in höchste Kreise, bis auf die Landesebene: Wenn Minister und Staatssekretäre mit Respekt von ihm darüber sprachen, wie er sich bei Themen für seine Gemeinde einsetzte.“
Verantwortung für die Mitbürger übernehmen
Christiane Fälker, Beigeordnete, Fachbereichsleiterin III und Leiterin des Bauordnungsamt des Landeskreises Märkisch-Oderland, erklärte, dass Henze mit direkter Kommunikation und seiner Lebenserfahrung wegweisende Entscheidungen herbeigeführt hat. Fälker lobte seinen Einsatz für die Neuenhagener Interessen, die er nach außen auch deutlich artikuliert habe. „Sie haben gezeigt, was es heißt, öffentliche Verantwortung für die Mitbürger zu übernehmen. Was es heißt, das Lebensumfeld von unterschiedlichen Menschen so zu gestalten, dass sich möglichst alle hier zu Hause fühlen, gern hier leben. Was es heißt Wurzeln zu schlagen. Bürger zu sein heißt: Ich habe hier Wurzeln geschlagen. Das Verleihen der Ehrenbürgerwürde heißt, mit einem Ort auf ganz besondere Weise verbunden zu sein. Ich spreche Ihnen – auch im Namen des Landrates Gernot Schmidt – meinen Dank dafür aus, was sie für Neuenhagen geleistet haben“, unterstrich Fälker die Leistungen von Jürgen Henze.
Für aktives Gemeinwesen gesorgt und Bleibendes hinterlassen
Die Vorsitzende der Gemeindevertretung, Dr. Ilka Goetz, erinnerte in ihrem Grußwort daran, dass Henze sich immer um Vertrauen und Verlässlichkeit mit Erfolg bemüht habe. Es sei ihm wichtig gewesen mit den Fraktionen und allen Beteiligten ergebnisorientiert Entscheidungen herbeizuführen. Ebenso lobte Goetz die gute Vernetzung mit der Bürgerschaft und mit den Vereinen. „Sie haben die Entwicklung unserer Gemeinde maßgeblich vorangebracht, für ein aktives Gemeinwesen gesorgt und Bleibendes hinterlassen. Ihr Wirken bleibt ein unverzichtbarer Teil unserer Gemeinde – wir sind dankbar für Ihre unermüdliche Arbeit und Ihr Engagement“, brachte es die Vorsitzende der Gemeindevertretung auf den Punkt.
Emotional ergriffener Ehrenbürger
Sängerin Jule Römer und ihr Lebensgefährte Danny Grunewald untermalten den Festakt mit handgemachter Musik. Ein Höhepunkt des Abends war ein Duett von Karat-Bandmitglied Bernd Römer und seiner Tochter Jule. Als Überraschung performten sie für Jürgen Henze den Karat-Klassiker „Der Schwanenkönig“. Der Bürgermeister außer Dienst zeigte sich im Nachgang dieser künstlerischen Besonderheit sichtlich ergriffen, als er sich bei allen Anwesenden bedankte. Dieses Amt sei nur mit guten Mitarbeitern und einem offenen und vertrauensvollen Miteinander in alle Ebenen der Kommune gewinnbringend auszufüllen. „Einer allein ist nichts. Ich habe die 16 Jahre sehr gern mit allen im Ort zusammengearbeitet. An alle ein herzliches Dankeschön. Vielen Dank auch an meine Familie, die das ein oder andere Mal auf mich verzichten musste. Ich freue mich, dass sie alle hier diese Ehrung mit mir teilen. Ich bin nur ein kleiner Prozentsatz davon“, zeigte sich der neue Ehrenbürger der Gemeinde bescheiden. Nach seiner Rede wartete ein weiterer unangekündigter Programmpunkt auf den Neuenhagener. Auf der Empore des Max-Thormann-Saals hatten sich knapp zwei Stunden lang die Sänger vom Männerchor „Frohsinn 1880“ e.V. ruhig verhalten, um dann Jürgen Henze stimmgewaltig zu überraschen.
Der Ehrung vorausgegangen war ein Beschlussantrag von Bürgermeister Ansgar Scharnke, Henze zum Ehrenbürger zu ernennen. Diesem Vorschlag folgen die Gemeindevertreter am 4. Dezember 2023 mit einem einstimmigen Votum für die Verleihung dieser Auszeichnung.
Lebensstationen von Bürgermeister a.D. Jürgen Henze
- geboren am 24.12.1951 in Bad Suderode
- Verheiratet seit 52 Jahren (Stand 20.05.2024), zwei Kinder
- war nie in einer Partei aktiv
- Mitglied SG Rot Weiß Neuenhagen und Leiter der Abteilung Fußball
- Gewerkschaftsmitglied
- Hobbys: Angeln, Garten, Motorrad fahren
1958 bis 1968
Besuch der polytechnischen Oberschule in Strausberg
1968 bis 1970
Lehre zum Motorenbauer
1970 bis 1973
Fachschulstudium Anlagenbau
1973 bis 1975
angestellt als Anlagenbauer
Mai 1975 bis Oktober 1976
Grundwehrdienst abgeleistet
1977 bis 1989
Beim VEB Verbundnetz als Vorarbeiter tätig, in der Abteilung „Arbeiten unter Spannung“ nach der Wende Personalrat (nicht freigestellt), Arbeitsort immer Neuenhagen Arbeitgeber VEAG
2001 bis 2002
Mitglied im Aufsichtsrat von Vattenfall
Als Vertreter der Netzbetriebe Ostdeutschlands erhielt er während der Zeit eine gute betriebswirtschaftliche Ausbildung. Bestandteil dieser Ausbildung war Personalführung und Verhandlungsstrategie. Diese Tätigkeit fiel in eine Zeit, die von vielen betrieblichen, nicht immer einfachen Veränderungen, geprägt war.
2002 bis 2018 zwei Legislaturperioden Bürgermeister der Gemeinde Neuenhagen bei Berlin
In Vorbereitung seiner Kandidatur als Bürgermeister nahm Henze an einer haushaltsrechtlichen (Kommunal-) Schulung in Potsdam teil. In Vorbereitung einer möglichen Wahl absolvierte er in der Stadt Rheinsberg ein Praktikum.
Währenddessen war er unter anderem Mitglied im Beirat der Edis und Aufsichtsratsvorsitzender kommunaler Aktionäre.
Exkurs Ehrenbürgerwürde
In der Ehrensatzung der Gemeinde Neuenhagen bei Berlin ist in Bezug auf die Ehrenbürgerwürde folgendes geregelt:
(1) Das Ehrenbürgerrecht kann an Persönlichkeiten verliehen werden, die sich um die Gemeinde Neuenhagen bei Berlin besonders verdient gemacht haben, indem sie in außergewöhnlichem Maße die Entwicklung sowie das Ansehen der Gemeinde Neuenhagen bei Berlin beeinflusst und/oder das Wohl der Bürger gefördert haben.
(2) Die Verleihung des Ehrenbürgerrechts ist die höchste Auszeichnung der Gemeinde Neuenhagen bei Berlin und ist verbunden mit der Eintragung in das Ehrenbuch der Gemeinde Neuenhagen bei Berlin sowie der Eintragung auf der metallenen Ehrentafel neben dem „Max-Thormann-Saal“ der Gemeinde Neuenhagen bei Berlin.
(3) Das Ehrenbürgerrecht kann mit dem Einverständnis der zur Totenfürsorge berechtigten Erben auch nach dem Tode der zu ehrenden Persönlichkeit verliehen werden.