Neuenhagen im Jahre 1911 sieht noch sehr übersichtlich aus. Während der Siedlungsteil um den Bahnhof wächst, beginnt im Teil Gartenstadt erst die Besiedlung. In der Bahnhofstraße (heutige Ernst-Thälmann-Straße) reicht die Bebauung zu dieser Zeit noch vom Vorplatz an der Bahn gerade bis zur Annenstraße. Der heutige Platz der Republik, damals noch Wolterplatz, ist nur eine Grünfläche. Im Juli des Jahres 1911 erteilt man dem Reisenden – quasi ein Handelsvertreter, später ist er Seifenfabrikant – Stanislaus Popranski die Genehmigung, ein Wohnhaus an der Ecke Ackerstraße/Bahnhofstraße zu errichten.
Übrigens: Nur zwei Monate später beschließen die Gemeindevertreter einstimmig die Vergabe des Auftrages zur Pflanzung der Straßenbäume, in diesem Fall mit Linden, in der Acker- (heute Professor-Zeller-Straße) und der Wolterstraße an den Landschaftsgärtner Hermann Kalisch in der Eichen-Allee (heute Rudolf-Breitscheid-Allee).
Schon Jahre zuvor hatte Popranski mit seinem Companion Ludwig Böhm, einem Möbelhändler, mehrere Grundstücke im Karree erworben. Für das geplante Vorhaben verpflichtet man, als Architekt und wahrscheinlich auch ausführende Firma, den ortsansässigen Maurer- und Zimmermeister Georg Liesegang. Im Februar 1912 liegt die veränderte Bauzeichnung der Baupolizei vor. Hatte man im ersten Vorschlag noch darauf verzichtet, kommen in der angepassten Planung die beiden Balkone über der Eingangstür zur Gaststube dazu. Heute sind diese leider nicht mehr vorhanden. Bereits Mitte April 1912 erfolgte die Abnahme des Rohbaus des Wohnhauses mit Restaurant.

Wann das Restaurant im Erdgeschoss eröffnet wurde, ist leider nicht überliefert. Wohl aber verkündet eine Werbeannonce von 1913 von einem Wurstessen im Restaurant Sobkowiak in der Bahnhofstraße. Beim zuvor genannten Inhaber handelt es sich um den früheren Jockey und Trainer Michael Sobkowiak. Während er ab um 1912 die Reitstiefel an den Nagel hängt und im wahrsten Sinne des Wortes umsattelt, ist seine Frau Elise, Tochter eines Schneidermeisters, schon ab 1907 als Gastwirtin aktiv. Anfangs befindet sich „Sobkowiak´s Restaurant“ in der Fichtestraße kurz vor der Ecke Schmidtstraße. Vermutlich zieht sie Ende 1912 in das neu errichte Wohnhaus am Wolterplatz. Hier bekommt das neue Etablissement dann den Namen „Sobkowiaks Kaffee & Speisehaus“.

Die neue Karriere ihres Mannes währt nur sehr kurz, genau genommen ein Jahr. Bereits 1914 stirbt er. 1919 verstirbt dann auch der Erbauer des Gebäudes in der heutigen Professor-Zeller-Straße 11a. Neue Besitzerin wird Frau Sobkowiak, die das Lokal ab 1922 mit einem neuen Betreiber eröffnet. Der Hufschmiedemeister Hermann Vierboom steht ihr bei. Er ist auch ein „Pferdemann“, weshalb die Gaststätte nun „Restaurant zum Turf“ heißt. Als solches verbleibt es bis 1937.
Im Jahr danach bekommt es den Namen, den es 54 Jahre behalten wird: „Parkrestaurant“. Stand auf dem alten Bogen über dem Eingang noch „Echt Patzenhofer Biere“, ist es bis zur Umgestaltung nach der Wiedervereinigung Deutschlands der erhaltene Schriftzug „Parkrestaurant“, erstaunlicherweise in Frakturschrift. Betreiber in den Jahren bis Kriegsende sind Fanny Breuer und Rudolf Becker. Nach dem Krieg ist es ein Willi Wolff der hinter dem Tresen steht, bis es ab 1950 Walter Grüneberg betreibt. Leider ist es bisher nicht gelungen in Erfahrung zu bringen, wie lange Grüneberg das Restaurant innehatte.

Anfang 1991 eröffnete dann das neu renovierte Gebäude mit dem indischen Restaurant „Taj Mahal“, welches Ende 2024 seine Pforten schloss. Nebenbei bemerkt, wird im selben Jahr auch die restaurierte Gaststätte im alten Bürgerhaus wieder eröffnet.
Aprilscherz Kellergang versus real geplante Kegelbahn
Weil das Kellergewölbe im Aprilscherz der Gemeinde aufgegriffen wurde, soll deshalb hierauf kurz eingegangen werden. Hartnäckig aber nie bewiesen halten sich die Gerüchte das es zwischen der Hausnummer Ernst-Thälmann-Straße 36 und dem früheren Parkrestaurant einen unterirdischen Verbindungsgang gegeben haben soll. Weder Zeitzeugen, Dokumente oder Funde im Archiv können das belegen. Es wäre also falsch, hier die Geschichte für bare Münze zu nehmen und Spekulationen zu betreiben. Da aber oftmals spontane Funde erstaunliches ans Licht brachten, kann man ja noch auf erklärende Unterlagen hoffen, die das Ganze dann auch belegen und bestätigen würden.
Was allerdings belegbar ist, ist die Tatsache, dass es im Gebäude eine Kegelbahn gab. Neben Cafe Geier, Wenzel Lindner, Deutsches Haus, Restaurant und Café zur Königsallee, dem Sport- und Logierhaus sowie dem vormaligen Standort von Familie Sobkowiak konnten interessierte an mehreren Einrichtungen eine Kugel schieben. Die Bahn, so die alte Zeichnung der Planungsunterlagen, verlief parallel zur Professor-Zeller-Straße und unter dem Hof, der heutigen Einfahrt. Unbestätigten Angaben zufolge soll sie später zugeschüttet worden sein.
Bemerkenswert zum Abschluss des historischen Überblicks, ist die Tatsache, wie dicht einst die Lokale zusammen lagen. Beginnend am Rathaus: Ratskeller, Restaurant zum Turf, Sport- und Logierhaus und Bahnhofswirtschaft in der heutigen Ernst-Thälmann-Straße. Um die Ecke, in und an der Hauptstraße dann: Gasthof Wolter, Café Geier, in der Fichtestraße Wilhelm Lucas und Restaurant und Café zur Königsallee. Dem ewig Durstenden standen, auf dem Rückweg in Richtung Rathaus, noch Fagerstern und Deutsches Haus im Dorf zur Verfügung. Ein Hoch auf die Abwechslung oder wie es einst im Ratskeller an der Wand über dem Tresen zu lesen war: „Das beste geben doch, der Küfer und der Koch!“