Unzählige Generationen von Neuenhagenern haben die Einstein-Oberschule, dass heutige Einstein-Gymnasium, im Laufe der Jahrzehnte besucht. Unzählig ist auch die Anzahl der Eltern jener Schulkinder, die in der daneben liegenden einstigen GST (Gesellschaft für Sport und Technik) gearbeitet haben. Wenig ist über die Geschichte der alten Gebäude bekannt. Sanatorium, Krankenhaus oder privates Nervensanatorium sind die meistgenannten Definitionen der Anlage, dessen Chronik 1906 beginnt.
Der Werdegang der psychiatrischen Einrichtungen in Berlin, hat eine längere Geschichte. An der Charité gab es die Klinik für Psychiatrie seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Das bekannte Wilhelm-Griesinger-Krankenhaus in Berlin Biesdorf wurde im November 1893 als „Anstalt für Epileptische in Wuhlgarten bei Biesdorf“ gegründet und die Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik wurde im Februar 1880 eröffnet.
Neben diesen größeren Einrichtungen gab es aber auch private Einrichtungen. Mit dem Bauantrag vom 9. Juni 1906, dem die Zustimmung der Neuenhagener Gemeindevertretung im April vorausgegangen war, beantragten die Ärzte Dr. Engelbert Auer und Dr. Paul Leubuscher die Errichtung einer Heil- und Pflegeanstalt. Diese bestand aus einem Haupt- und Verwaltungsgebäude, einem Hintergebäude für 66 Patienten, einer Waschküche und einem Leichenhaus. Beide Antragsteller waren zuvor als Assistenzärzte in der Anstalt in Wuhlgarten beschäftigt. Wahrscheinlich war ihnen daher der Standort in Neuenhagen gut bekannt. Das Baugelände erstreckte sich von der damals noch neu projektierten Straße 4 – später wird aus ihr die Langenbeckstraße – bis zum Dahlwitzer Weg (später Dahlwitzer Straße). Westlich begrenzt das Grundstück des Gestüts Nordstern, heute an der katholischen Kirche und dem östlichen damals noch freien Baugelände in Richtung Lindenstraße.
Die Lage wurde durch die damalige spärliche Bebauung begünstigt. In der näheren Umgebung befanden sich dereinst nur die katholische Kirche, der neben ihr befindliche Rennstall des Gestüt Nordstern. An der Dahlwitzer Straße gab es noch den Rennstall des Gestüt Graditz und an der heutigen Rudolf-Breitscheid-Allee das Restaurant „Schweizer Häuschen“. Weder Industrie oder Anlagen mit Lärm oder schlechten Gerüchen beeinträchtigen das geplante Vorhaben.
Im ersten Bauabschnitt entstehen 1906 Haus A und B. Haus A, das an der Langenbeckstraße liegt, dient als Haupt- und Verwaltungsgebäude. Im oberen Stockwerk beherbergt es Räume für 17 Patienten. Im Untergeschoss befindet sich auch die Küche mit den erforderlichen Nebenräumen. Dort gibt es auch eine Wohnung für das weibliche Küchenpersonal und einen Aufenthaltsraum für die Pfleger. Im Erdgeschoss befinden sich die Privatwohnungen der Eigentümer, die Wohnung für die Hausdame sowie ein Büro und ein ärztliches Sprechzimmer.
Im Obergeschoss befinden sich sechs Räume für die Kranken. Bad, Toilette, Waschraum sowie Schlaf- und Wirtschaftsräume für das Personal. Auf dem Dachboden fanden Trockenboden, Kleiderkammer sowie ein Wasserreservoir mit 8.000 Liter ihren Platz. Zur Versorgung der Gebäude mit Wasser diente ein auf dem Gelände befindlicher Tiefbrunnen.
Haus B, dass so genannte Hintergebäude, bestand aus Keller, in dem sich damals Werkstätten und Beschäftigungsräume für die Kranken befanden und zwei Geschosse. In waren Räumlichkeiten für 66 Patienten untergebracht, die sich in der Anzahl der Betten und durch die Unterbringung für bett- und nicht bettlägerige Patienten unterschieden. Ebenfalls in diesem Gebäude befanden sich Sprechzimmer und Tagesräume sowie Toiletten und Wachräume.
Im März 1907 wurden die Rohbauten abgenommen. Nur fünf Monate später erfolgte dann der Bauantrag für die Erweiterung der vorhandenen Gesamtkapazität. Mit Haus C, das nahe der Dahlwitzer Straße zu finden ist, sollten weitere Unterbringungsmöglichkeiten für 34 Patienten und eine Wohnung für einen verheirateten Wärter entstehen.
Die Rohbauabnahme war im Juli 1908. Ergänzt wurden die drei Bauten durch eine ebenfalls 1907 fertiggestellte Waschküche und dem Leichenhaus. Anfang 1909 wurde der Antrag auf Errichtung eines Krankenpavillons gestellt, der im Juli des gleichen Jahres im Rohbau erstrahlte. Als Architekt der ersten beiden Häuser fungierte Julius Knüpfer, der neben seinem Atelier für Architektur und Bauausführungen in Berlin auch ein Baugeschäft in Erkner betrieb. Für den Bau des Krankenpavillon, eigentlich Haus D, verpflichtete man den Neuenhagener Maurer- und Zimmermeister Georg Liesegang. 1919 erwarb dann die Gemeinde dieses Gebäude und richtete hier die Realschule, das heutige Einstein-Gymnasium, ein.
Wird fortgesetzt ...