Glockenturmzwiebel - Die Heimatkolumne

Interessante Funde aus verschiedenen Zeitepochen


Wenn man sich mit der Geschichte unseres Heimatortes näher beschäftigt und dabei auch daran denkt, dass während der letzten Eiszeit, die bis vor ca. 10000 reichte, hier noch die Kilometer hohe Eisdecke bestand, kann man heute noch staunen über die weitere Entwicklung. Der einsetzende Abfluss des Schmelzwassers der Eismassen kann man auch noch hier im Ort verfolgen. Durch das Mühlenfließ (oberhalb von Hoppegarten als „Erpe“ bezeichnet), die Zoche, sowie einzelne, heute ausgetrocknete Rinnen und Teiche, wurden die abtauenden Wassermassen verteilt. Sie brachten einzelne Steinfunde der Urgeschichte wieder zum Vorschein, woraus wir Aufschlüsse über das vorgeschichtliche Geschehen erhielten. Einfache Werkzeuge wie Pfeilspitzen, Faustkeile, Schaber aus Feuerstein und zahlreiche Keramikscherben wurden hier gefunden. Konkrete Nachweise über die Besiedelung unseres Ortes erhalten wir aus der Bronzezeit. Die günstige Lage nach der abschmelzenden Eisdecke und der fruchtbare Boden waren die Voraussetzung für die Besiedelung durch verschiedene Völkergruppen wie die Kelten, Germanen und Semnonen.

In jüngerer Zeit gab es in Neuenhagen immer wieder interessante Funde aus verschiedenen Zeitepochen. Die Besiedelung und Parzellierung ab ca. 1900 machten zahlreiche Erdarbeiten nötig. Hier kamen wieder Funde unter anderem aus der Bronzezeit ans Tageslicht. Auf meinem eigenen Grundstück fand ich sogar noch ein älteres Artefakt. Ein großer vom Meer geformter Feuerstein ist mit einer Muschel verbunden. In der Wielandstraße wurden Keramikscherben eines großen Kugeltopfes aus der Bronzezeit beim Ausgraben eines Kellers gefunden. Teilweise wurde der Topf zusammengefügt. Er ist aber wieder zerfallen und fristet in der Bibliothek an einem stillen Ort ein einsames Dasein.

Ein Beispiel für den Forschergeist für die Vergangenheit in unserem Ort ließ den Lehrer Tramp Ausgrabungen in größerem Umfang organisieren. Eine Anzahl von Pfostenlöchern wurden erkundet, was auf die Ansiedelung von größeren Menschengruppen hinweist. Fast fachmännisch wurden von ihm Zeichnungen und Beschreibungen angefertigt, die hierfür den Nachweis erbringen über die damalige Besiedelung und das Leben einzelner Gruppen. Diverse Einzelfunde von einfachen Gefäßen wurden gezeichnet und beschrieben. In den Neuenhagener Ortschroniken kann viel über Ausgrabungen und deren Bedeutung für unsere heutige Entwicklung nachgelesen werden. Im Wesentlichen kann man daraus einige nennen:

- Zahlreiche Tonscherbenfunde kamen bei der Anlage des Freibades im Fließtal ans Tageslicht; Pfostenlöcher, Feuerstellen, Knochen ließen an dieser Stelle auf die Siedlung eines Volksstammes schließen. Tramp schreibt in der Chronik: „(…) zwei mit Feldsteinen gepflasterte Herdstellen und dann auch ein Steinpflaster, dass ebenfalls ein Herd gewesen sein konnte (…) schwärzlich gefärbte Pfostenlöcher zeigten an, das hier einstmals Hütten gestanden hatten (…) auch zahlreiche Tonscherben der Lausitzer Kultur können nachgewiesen werden“.

- Ein vorgeschichtlicher Fund ergab 1901 nahe dem heutigen Bahnhof ein Feuersteinbeil das vor ca. 3000 Jahren von den Germanen stammte, die hier die Gegend besetzten.

- Im Erpetal entdeckte ein Kind winzige dreieckig Pfeilspitzen aus Feuerstein.

- 1901 wurde bei Ausschachtungen am Bahnhof ein geschliffenes Feuersteinbeil aus der Jungsteinzeit gefunden.

- Tierknochen wurden bei dem Bau der Autobahn in Neuenhagener Umgebung gefunden.

- Geräte aus einer Opferstätte aus der Bronzezeit sind beschrieben.

- Zahlreiche Zeitungsberichte aus der Zeit um 1937 berichten über weitere dokumentierte Funde aus der frühen Besiedelung unseres Ortes: Funde von Koch- und Vorratsgefäßen der Lausitzer Kultur in einer Abfallgrube, Geräte aus einer Opferstätte der Bronzezeit.

Merkwürdigerweise gab es hier in der Umgebung keine Gräberfunde. Daraus kann geschlossen werden, dass die Besiedelung hier nicht von großer Dauer war. Erst im 13. Jahrhundert kamen die Askanier, die sich neben den Wenden hier im gesamten Barnim ansiedelten.

Mit der Entwicklung der vielfältigen Möglichkeiten der Archäologie weiter auf der Spur zu kommen, wurden auch in Neuenhagen neue Objekte untersucht. Ein Schwerpunkt war das Gutshaus in Bollensdorf bei dem es hauptsächlich um die Erforschung bautechnischer Besonderheiten ging, aber auch Einzelfunde als Nachweis vom Leben der ehemaligen Nutzer des Gebäudes gab es.

Heute beschäftigt sich das Brandenburgische Landesdenkmalsamt mit der Archäologie mithilfe von moderner Technik bei den Grabungen und den Dokumentationen. Dort sind auch die Funde aus Neuenhagen dokumentiert – von der Urgeschichte bis zur Neuzeit.

Autorin: Marianne Wachtmann

45 Jahre an der Oberfläche: Die Kugeltopfterrine aus der Lausitzer Kultur von vor ca. 3000 Jahren wurde im Jahr 1978 in Neuenhagen ausgegraben (Fotoquelle: Anna-Ditzen-Bibliothek Neuenhagen)