Unsere schöne Gartenstadt war schon im 19. Jahrhundert eine begehrte Gegend, um sich ein Gutshaus zu bauen und umliegende Felder zu nutzen. Es gab viele freie Flächen, wenig Häuser aber eine Kirche, eine Schule und einen Anger sowie einzelne Gehöfte. Doch es ragten drei heute noch bestehende Komplexe heraus. Man nannte sie Schlösser – ein Gutshaus in Bollensdorf, jetzt Schule am Schwanenteich, ein schönes repräsentatives noch erhaltenes Gutshaus, ehemals Eigentum der Familie Dotti und deren Nachfolger, heute das Haus der Begegnungen und des Lernens sowie ein ansehnliches Gutshaus im Dorf, aus dem später das Krankenhaus wurde.
Eine interessante Geschichte hat dieses Anwesen, das 1885 Georg Leopold Dotti, ein Nachfahre eines italienischen Lederfabrikanten, erwarb und mit viel Liebe darauf ein stattliches Haus errichtete. 1898 verkaufte er dieses und ließ sich um 1900 ein neues Gebäude in der damaligen Neuenhagener Chaussee, der heutigen Hauptstraße errichten. Auf dem Gelände gab es ein zweites Gebäude für Personal, Lager und Kutsche. Das Umfeld wurde zu einem schönen Park angelegt und sollte so die unberührte Natur damit widerspiegeln. Im vorderen Gebäude an der Straße ließ er sich dann auch eine Amtsstube einrichten.
Dotti war nicht nur ein erfolgreicher Kaufmann, er hatte auch für praktische Dinge in seinem Anwesen gesorgt. Seine Begeisterung für die Entwicklung der modernen Technik gab ihm dazu Anregungen. Ein Windrad, das teilweise für den benötigten Strom – etwa bei der Trinkwasserversorgung – genutzt werden konnte, ist dafür ein Beispiel. Doch ab 1914 begann die wechselvolle Geschichte des Anwesens. Zuerst erfolgte ein Verkauf an den Zirkusbesitzer und grandiosen Dressurreiter Albert Schumann und dann 1942 an den Schuhkonzern Bata. Nach dem Krieg 1945 war die Gemeinde der Nutzer beider Gebäude. Es zogen nacheinander verschiedenste Institutionen ein. Das Gutshaus erhielt dann eine denkmalgerechte Sanierung. Wieder konnte es für eine Kindereinrichtung genutzt werden.
Auch das ehemalige Wirtschaftsgebäude von Dotti erhielt erst 1956 einen Umbau zur Kindereinrichtung und wurde so bis 2001 für die Kinderbetreuung in Neuenhagen genutzt. Aber dann kamen die Senioren zum Zuge. Der im Jahr 1994 gegründete Seniorenbeirat überzeugte die Gemeinde, dass nun leerstehende Haus für eine gesellschaftliche Nutzung bereitzustellen. Dem war ein unter Beteiligung des Seniorenbeirates erarbeiteter Altenbericht der Gemeinde Neuenhagen vorausgegangen, der u.a. auch empfahl, „die Errichtung eines Nachbarschafts- oder Vereinshauses mit Angeboten speziell für Seniorinnen und Senioren, das sich aktiv um die Beteiligung der Älteren bemüht und als Anlaufstelle für Menschen, die sich ehrenamtlich betätigen wollen, dienen soll.“ Nun hatte aber der zukünftige Nutzer die Aufgabe zu bewältigen, hier ein zweckmäßiges gemütliches Zuhause für umfangreiche Aktivitäten der Senioren und Vereine zu schaffen. Über hundert Helfer fanden sich mit Unterstützung der Gemeinde in unzähligen Arbeitsstunden ein. Ihre handwerklichen Fähigkeiten konnten sie hier unter Beweis zu stellen. Das Ergebnis fand große Anerkennung in allen Bereichen und war richtungsweisend für weitere zahlreiche Gemeinschaften, Zirkel und Veranstaltungen. Zur Trägerschaft des Hauses wurde der Förderverein Haus der Senioren e. V. gegründet, der bis heute das Haus erfolgreich betreibt und bewirtschaftet und derzeit knapp 130 Mitglieder hat. Das Haus bot nun ein reichhaltiges Angebot für die Senioren des Ortes. Unter der Leitung von engagierten Menschen, hier besonders mit Hilfe von Jutta Martens wurde alles zum Betrieb des Hauses durch ehrenamtliche Aktivitäten geschaffen. Die Veranstaltungen wie etwa Sommerfest, Klatschkaffee, Reiseberichte sowie Exkursionen wurden zu Highlights. Daneben gab es ständige Aktivitäten wie Sprachkurse, Handarbeitszirkel, Skat- und andere Kartenspiele, Sportmöglichkeiten und auch die Herausgabe der Broschüre „Lebenszeit“ in Verbindung mit dem Seniorenbeirat wurde geschaffen und in 17. Ausgaben verbreitet. Der Seniorenbeirat hat ebenfalls im Haus seine Heimstatt gefunden.
Aber auch für Neuenhagen hat das Haus seine traditionelle Bedeutung erlangt. Die Seniorenakademie, Vortragsveranstaltungen sowie Feste zu bestimmten Anlässen und auch die Beteiligung an kommunalen Veranstaltungen wie dem Fest der Familie sind ein wichtiger Beitrag für das kulturelle Leben in unserem Ort.
Dieser Beitrag soll eine Anerkennung für die vielen ehrenamtlichen Helfer und Mitstreiter sein, die den Verein am Laufen halten. Deren Namen zu nennen wäre im Einzelnen viel zu viel. Aber dem Verein ist zu wünschen, dass er noch lange seine Traditionen pflegt und ein zuverlässiger Partner für Neuenhagen und seine Bewohner bleibt.
Autorin: Marianne Wachtmann