Rennstall Schlenderhan

Beschreibung

Der Rennstall Schlenderhan war einer der drei großen Rennstallanlagen in Neuenhagen und wurde von Freiherr Simon Alfred von Oppenheim, einem schwerreichen Kölner Bankier und erfolgreichen Vollblutzüchter, an der ehemaligen Königsallee errichtet. Hier entstanden – der Haupteingang befand sich anfangs an der Stelle, wo die heutige Lahnsteiner Straße abzweigt – ab 1913 zwei Wohnhäuser, das linke als Unterkünfte für die Lehrlinge und den Futtermeister und das rechte für den Trainer. Dahinter befanden sich der 120 Meter lange Stall – eine überdachte Reitbahn mit 274 Metern Länge in ovaler Form, in deren Innenraum 25 Boxen angeordnet sind – ein Krankenstall, eine Sattelkammer und die Schmiede. In der Mitte vor dem Rennstall befand sich ein Rondell zum Training der Pferde. 1937 wurde die Kapazität der Ställe durch zwei Holzställe mit je 14 Boxen erweitert. Ebenfalls zu diesem Zeitpunkt wurde eine Scheune für das Futter errichtet. Teile dieser Ställe fielen 1944 einem Luftangriff zum Opfer, bei dem auch vier Pferde getötet wurden. Bedeutendster Trainer des Rennstalls Schlenderhan war der Engländer George Arnull, der für den Stall 974 Siege errang.
Nach dem zweiten Weltkrieg wird der Rennstall in ein Pferdelazarett umgewandelt, in dem die Sowjettruppen ihre Pferde unterbringen. Später zog dort die Gesellschaft für Sport und Technik und danach der Deutsche Turn- und Sportbund ein. Ab 1972 war der Sportverein der Bau-Union Berlin Nutzer des Rennstalls und erzielte mit seinen Pferden sogar einige Erfolge in der Dressur und bei Springreiten. Seit 1996 ist der Stall Domizil des Pferdesportvereins „Historischer Reitstall Neuenhagen“, der therapeutisches Reiten anbietet. Die einstigen Wohngebäude an der Hauptstraße beherbergten zu DDR-Zeiten das Neuenhagener Pflegeheim. 2018 eröffnete hier das neue Ärztehaus.