Schumann-Villa

Beschreibung

Der einstige Gutsbesitzer und Amtsvorsteher George Leopold Dotti ließ sich an der ehemaligen Königsallee (heute Hauptstraße) im Jahre 1900 ein neues Wohn- und Amtshaus errichten, nachdem er das „Dotti-Schloss“ und das Gut im alten Dorfkern von Neuenhagen verkauft hatte. Wie auch bei seinem vorherigen Wohnsitz war Dotti erneut an der Planung seines neuen Domizils beteiligt. Die repräsentative Hauptallee des Parks, die große Eingangstreppe zum Hauptportal, die kleine gewölbte Eingangshalle und die geschwungene Treppe durch zwei Stockwerke erinnern an die Gestaltung des „Dotti-Schlosses“. Dotti legte wiederum einen großen Park mit Teich, künstlicher Anhöhe – dem Fuchsberg – und wunderschöner Lindenallee rund um seinen Wohnsitz an. An der Einfahrt zu seinem Anwesen ließ Dotti ein kleineres, fachwerkverziertes Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude errichten, in dem Büroräume für die Amtsverwaltung, Stallungen sowie eine Garage für sein Automobil untergebracht waren. Neuen Techniken stand Georg Leopold Dotti sehr aufgeschlossen gegenüber. So ließ er in der neuen Villa Leitungen für elektrische Lampen und Steckdosen verlegen und errichtete ein Windrad zum Betreiben einer Wasserpumpe.
Dottis Tochter Johanna verlebte hier unbeschwerte Kindheitstage. Im Jahre 1908 heiratete sie den Diplomaten Dr. Wilhelm Solf und reiste als Botschafter-Gattin durch die Welt. Durch ihn erlangte sie Zutritt zu höheren diplomatischen Kreisen. Diese Kontakte nutzte Hanna Solf zur Zeit der Naziherrschaft in Deutschland, um Verfolgten des Regimes aktive Hilfe zu leisten. Ihre „Teegesellschaft“ in Berlin entwickelte sich zum so genannten „Solfkreis“, der insbesondere Juden praktische Hilfe zur physischen Rettung vor dem Zugriff des nationalsozialistischen Vernichtungssystems bot. Ihr humanistisches Engagement musste Hanna Solf im Konzentrationslager Ravensbrück grausam büßen, aber sie überlebte. Eine Erinnerungstafel für diese aufrechte Kämpferin gegen den Nationalsozialismus hängt heute an dem Wohnhaus ihrer Kindheitstage, der Villa.
Das gesamte Anwesen kam nach dem ersten Weltkrieg in den Besitz des Berliner Zirkusdirektors Schumann, nach dem die Villa im Volksmund noch immer benannt ist. 1941 erwarb es der tschechische Schuhkonzern Bata. Nach dem zweiten Weltkrieg nutzte die Gemeinde das Areal. Die Villa war u. a. Domizil der FDJ-Ortsgruppe und des Gesundheitsamtes der Gemeinde. In der Remise waren verschiedene öffentliche Dienststellen, u. a. die polizeiliche Meldestelle, untergebracht. Die Stallungen wurden von der Feuerwehr genutzt. Ab 1950 wurde in der Villa eine Sonderschule eingerichtet, die 1980 nach Strausberg zog. Danach dienten beide Gebäude als Kindergarten und Schulhort. Seit 2002 dient das einstige Wirtschaftsgebäude als „Haus der Senioren“ mit vielfältigen Angeboten für die ältere Generation. Die Villa selbst wurde von der Gemeinde umfangreich saniert und im Jahre 2009 als „Haus der Begegnungen und des Lernens“ wiedereröffnet.